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Schauspieler-Porträt: Renate Kinkel, Reiseberaterin
Mein Name ist….
Renate Kinkel
Was ist mein Beruf? Sehe ich zwischen der Rolle, die ich spiele, und meinem Beruf einen Zusammenhang?
Ich bin gelernte Reiseverkehrskauffrau und bereits seit 12 Jahren mit meinem eigenen Reisebüro selbstständig. Einen direkten Zusammenhang zwischen meinem Beruf und „Kriemhild“ sehe ich zwar nicht, aber durchaus Parallelen, was die Schauspielerei betrifft. In meinem Beruf dreht sich alles um Emotionen. Urlaub lebt von Emotionen. Wo fühlt man sich wohl, was möchte man erleben, wie stellt man sich seinen perfekten Traumurlaub vor. Man nimmt seine Kunden immer zuerst gedanklich mit auf Reisen. Auf der Bühne taucht man in einen anderen Charakter ein, erweckt diesen zum Leben und versucht Emotionen zu transportieren. Auch hier möchte man den Zuschauer abholen und auf eine andere Art und Weise gedanklich mit auf die Reise nehmen.
Wie bin ich zum Theaterspielen gekommen?
Vor ca. 20 Jahren war ich Trauzeugin und stand bzgl. Gestaltung der Hochzeitsfeier etwas unter
„Zugzwang“. Also entschloss ich mich mit einer Freundin zusammen ein „Zwiegespräch“ eines alten Ehepaares zum Besten zu geben. Das kam so gut an, dass mich einige Gäste ansprachen, wo ich denn Theater spielen würde. Ich selbst merkte damals, welch unglaublichen Spaß es mir macht, in eine andere Rolle zu schlüpfen, auf einer Bühne zu stehen und Menschen zum Lachen zu bringen. Mein Mann hat mich damals gedrängt, auf eine Anzeige in unserem Stadtmagazin zu reagieren. Gesucht wurden Laienschauspieler zur Gründung einer stadtansässigen Mundart-Theatergruppe. So entdeckte ich meine Liebe zum Theater.
Für welche Art von Rollen und Charakteren wurde ich bisher besetzt?
Ich habe die unterschiedlichsten Rollen gespielt. Die einfältige, aber liebenswerte Tochter, die Femme Fatale, die alternde Diva, das verklemmte Mauerblümchen, die hintertriebene mordlüsterne Ehefrau. Sogar eine Männerfigur durfte ich bereits verkörpern. Das waren alles sehr unterschiedliche Charaktere.
Welche Rolle, welchen Charakter würde ich gerne einmal spielen und warum?
Da gibt es eigentlich keinen wirklichen Favoriten. Ich liebe „schräge“ Rollen. Je vielschichtiger die Figur ist, umso mehr Spaß macht es, in diese Rolle zu schlüpfen, mit ihr zu verschmelzen und die Details des Charakters herauszuarbeiten.
Was fasziniert mich am Nibelungen-Stoff? Welche Gefühle und Leidenschaften sehe ich darin dargestellt?
Liebe, Hass, Missgunst, Streben nach Macht, Vertrauensbruch, Verletzlichkeit – das alles findet sich in der Geschichte der Nibelungen wieder.
Halte ich den Nibelungenstoff für einen historischen Stoff? Oder halte ich Ihn für zeitlos?
All die eben erwähnten Emotionen sind auch den Menschen heute noch präsent. Ich finde, man könnte den Stoff der Nibelungen durchaus auch in unsere Zeit übertragen und neu interpretieren.
Seit wann und wie gut kenne ich die Geschichte?
Ich komme ursprünglich von der schönen Bergstraße, also aus dem 3-Länder-Eck BaWü, Hessen und Rheinland-Pfalz und bin erst 2013 nach Bayern gezogen. Die Stadt Worms mit seinen Nibelungen Festspielen war bei mir quasi um die Ecke. Die Nibelungen waren bei uns überall gegenwärtig. Somit sind sie mir seit meiner Kindheit ein Begriff.
Was finde ich an meiner aktuellen Rolle interessant?
Die ältere Kriemhild ist ein sehr spannender Charakter. Eine Frau, die jung und naiv ihre Liebe verriet und somit Schuld am Tod ihres Geliebten trägt. Eine Last, die sie innerlich zerreißt und letztendlich zerstört. Von Rachegelüsten getrieben, verändert sich Ihr Seelenleben. Es wird sehr spannend werden, alle Facetten dieses Charakters herauszuarbeiten.
Fällt es mir schwer, Texte zu lernen? Welche Tricks wende ich dabei an?
Es fällt mir immer schwer, Texte ohne mein passendes Gegenüber zu lernen. Bei der Probe mit den anzuspielenden Kollegen fällt es mir meist leichter. Allerdings sollte der Text da schon sitzen. Ich versuche zu Hause beim Lernen die gleichen Wege wie auf der Bühne zu gehen, denn mit der Bewegung und den einzelnen Fixpunkten bleibt der Text bei mir besser hängen.
Wie nehme ich die Zeit der Proben wahr? Fühle ich mich gefordert? Überfordert?
Die Probenzeit ist immer eine ganz besondere Zeit. Ich sehe die Proben als Ausgleich zum Alltag und gehe mit Spaß und Freude an diese Arbeit heran. Je näher die Aufführungen jedoch heranrücken, umso intensiver werden natürlich auch die Proben. Zeitintensiv und auch emotional fordernd.
Fällt es mir schwer, Neues auszuprobieren, aus mir herauszugehen?
Normalerweise fällt es mir nicht so schwer, mich in eine Rolle zu versetzen und die Gefühlswelt des Charakters zu ergründen. Das macht mir sogar sehr viel Spaß. Nur letztes Jahr bei „Pension Schöller“ habe ich Eva und Joseph fast zur Verzweiflung getrieben mit der Gesangseinlage. Das hat mich tatsächlich etwas Überwindung gekostet, denn Singen steht jetzt nicht gerade auf meiner Favoritenliste. Aber letztendlich hat es dann doch gar nicht weh getan, und wir haben auch das zusammen gemeistert.
Wie erlebe ich die Probenzeit im Team? Was macht die Zeit vor dem Spiel besonders?
Kennt man seine Mitspieler bereits, so fühlt man sich wie in einer großen Familie und kann von Anfang an ohne Hemmungen proben und sich austesten. Ist man sich untereinander noch etwas fremd, so agiert man vielleicht eher etwas verhalten, bis man sich etwas beschnuppert hat. Aber letztendlich wächst man bei den Vorbereitungen zu einer großen Theaterfamilie zusammen, und es gibt neben aller Ernsthaftigkeit der Proben auch immer viel zu lachen.
Worauf freue ich mich beim Nibelungen-Festspiel am meisten und warum?
Da ich bis jetzt immer im Komödien-Fach unterwegs war, freue ich mich ganz besonders auf die Herausforderung, diesen ernsthaften und komplexen Part der Kriemhild übernehmen zu dürfen. Auf einer großen Freilichtbühne mit so vielen netten Kollegen spielen zu dürfen ist natürlich ein weiteres Highlight.
Warum ist der Nibelungenmarkt in Plattling so besonders?
Der Nibelungen-Markt wird mit so viel Liebe zum Detail ausgerichtet. Ich finde es bemerkenswert, mit welcher Begeisterung und Herzblut die Menschen hier bei der Sache sind, um dieses Event auf die Beine zu stellen.
Welche Gedanken habe ich unmittelbar vor und nach meinem Auftritt?
„Bitte lass mich meinen Text nicht vergessen! Und hoffentlich halten die Nähte meines Gewandes!“
Etwas Aberglaube gehört dazu – das mache ich immer vor dem Auftritt:
Ich glaube, fast alle Schauspieler sind etwas abergläubisch. Auch ich! Aber wie ich damit umgehe, das verrate ich nicht… das bleibt mein kleines Geheimnis.
Wie gehe ich mit Kritik von Medien, Kolleginnen, Kollegen und Zuschauern um?
Natürlich nimmt man sich Kritik zu Herzen. Das geht nicht spurlos an einem vorüber. Ist sie positiv, freue ich mich natürlich sehr darüber. Fällt sie negativ aus, so kann man auch an konstruktiver Kritik etwas Gutes finden und wachsen.
Habe ich schon einmal jemandem ein Ticket für das Nibelungen-Festspiel geschenkt?
Nein. Bis jetzt hat sich da leider keine Gelegenheit ergeben.